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Saturday, May 24, 2025

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Der skurrile Tiefpunkt einer niveauarmen Fehde


Hoffenheim gegen den BVB: Das ist seit vielen Jahren auch die Bühne für den ewigen Konflikt zwischen BVB-Ultras und TSG-Mäzen Dietmar Hopp, der heute 85. Im Jahr 2011 wurde es besonders wild.

Als der Dorfklub TSG Hoffenheim 2008 in die Bundesliga durchmarschierte, hatte die aktive Fanszene ein Feindbild mehr – und in Klub-Mäzen Dietmar Hopp eine absolute Reizfigur.

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Der Milliardär, der große Summen in soziale Projekte steckte, war für sie die Umgehung der 50+1-Regel in Person. Ihre Haltung wurde vom Establishment durchaus genährt, die Bosse der Traditionsklubs äußerten sich wenig begeistert. Kritische Stimmen kamen unter anderem auch aus Dortmund.

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schimpfte auf den „Retortenklub“ und forderte die DFL auf, sich das Konstrukt Hoffenheim genauer anzusehen. Für die BVB-Fans war das eine Steilvorlage, und als die Klubs im September 2008 erstmals aufeinandertrafen, musste Hopp im Heimspiel sein Gesicht in einem Fadenkreuz erblicken.

„Gegen den modernen Fußball“ war der geschmacklose Protest der BVB-Fans gerichtet und Hopp war das Gesicht des Kapitalismus und der Kommerzialisierung der Bundesliga, die für sich in Anspruch nahm, keine Investoren zu dulden – jedenfalls nur solche ohne Macht. Hoffenheim aber war Hopps Werk, egal welche Funktion er offiziell einnahm. Der Mehrheits-Gesellschafter saß ja nicht einmal im Vorstand.

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Hopp erstattete 2008 Anzeige gegen den Bannerträger, der sich brieflich entschuldigte und Hopp nahm sie zurück. Doch es brachte ihm kein bisschen Frieden.

In unschöner Regelmäßigkeit kam es bei der Partie, die auch am Samstag wieder auf dem Spielplan steht (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER), zu Schmähungen des Geldgebers der TSG.

„Ein Gegenmittel gegen die nicht mehr erträglichen Beleidigungen“

Damit war auch beim Heimspiel am 13. August 2011 zu rechnen, als etwas Einmaliges in der Bundesliga geschah. Stunden vor dem Anpfiff brachte der Hausmeister der TSG ein selbst gebasteltes Beschallungsgerät im Gästeblock an, um die zu erwartenden niveaulosen Schmähgesänge gegen Hopp übertönen zu können.

Er gestand laut TSG Tage später, „ein Gegenmittel gegen die aus seiner Sicht nicht mehr erträglichen Beleidigungen gegen Dietmar Hopp“ einsetzen zu wollen. Ob er nun der sprichwörtliche Einzeltäter war oder doch auf Anordnung handelte, das blieb fraglich. Der Lautsprecher wurde jedenfalls an die Stromversorgung des Stadions angeschlossen, was zumindest auf gute Kontakte und Ortskenntnisse schließen lässt. Auch fragten sich die Gästefans nicht zu Unrecht, warum der Sicherheitsdienst nicht eingegriffen habe.

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Die „Pieps-Affäre“ von 2011

Dass es indes Hopp nicht missfallen hat, darf man als gesichert ansehen. So nahmen die Dinge ihren kuriosen Lauf. 3000 Auswärtsfans schmetterten ihr Liedgut und immer dann, wenn es gegen den Heimverein ging („Fußballhure Hoffenheim“), kam ein schriller Ton aus dem Gästeblock. So schrill, dass etliche BVB-Fans Strafanzeige wegen Körperverletzung stellten.

Es war wahrlich ein gebrauchter Tag für den schwarz-gelben Anhang, denn er verlor nicht nur seine Stimme, sondern seine Idole verloren auch die Punkte. Die TSG Hoffenheim gewann mit 1:0, aber das Spiel war hinterher schnell Nebensache.

Hopp wurde um ein Statement gebeten und sagte der Rhein-Neckar-Zeitung: „Wer mich 90 Minuten permanent beleidigt, sollte nicht so empfindlich reagieren. Wenn die BVB-Fans Anzeige erstatten, müsste ich 200 Anzeigen wegen Beleidigung erstatten.“

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In Dortmunder Fan-Foren wurde heftig diskutiert und dem Verein geraten, Protest einzulegen, was der per Pressechef zurückwies: „Wir haben nicht verloren, weil irgendwo Piepstöne zu hören waren.“

Gerichtsurteil? „Ein Lausbubenstreich“

Doch ganz folgenlos blieb die „Pieps-Affäre“, die den Tiefpunkt einer niveaulosen Kontroverse darstellte, nicht.

Der Fall landete vor Gericht, so sehr die TSG auch beteuerte, „von unserer Seite wurde nichts organisiert. Das Ding kann Gott und die Welt da hingestellt haben“ (erste Stellungnahme am Spieltag). Es war aber nicht Gott, sondern nur der Hausmeister, der sicher den einen oder anderen Gott über sich hatte. Trotzdem wurde der Verein zweimal freigesprochen.

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Zunächst von der Staatsanwaltschaft Heidelberg, die Schadenersatzansprüche der angeblich betroffenen Fans zurückwies, da sich die Pfeiftöne unterhalb des zulässigen Grenzwerts von 90 Dezibel bewegten. Dann vom DFB-Sportgericht, dessen Vorsitzender Anton Nachreiner „im Ergebnis von einem Lausbubenstreich à la Max und Moritz“ sprach. „Zwar unsportlich, aber auch ganz offensichtlich harmlos, wie das Gutachten der Staatsanwaltschaft bewies. Niemand ist zu Schaden gekommen.“

Nur das Verhältnis zwischen Hopp und den BVB-Fans hatte weiteren Schaden genommen, der Graben war noch tiefer geworden.

Die Eskalation: „Unsere Meinung bleibt unverändert“

In Dortmund kam es quasi immer zu Kundgebungen gegen Hopp und im Mai 2018 auch wieder mal besonders heftig in Sinsheim. Diesmal stellte Hopp 32 Strafanzeigen, die Reaktion der harten BVB-Fans zeugte nicht von Läuterung. „Unsere Meinung über die Mutter von Dietmar Hopp bleibt unverändert“, antwortete die „Südtribüne Dortmund“.

Nach weiteren Schmähungen im Dezember 2019 verhängte der DFB eine dreijährige Sperre für BVB-Fans in diesem Stadion, obwohl Kollektivstrafen eigentlich abgeschafft waren.

Der unnötigste und unappetitlichste Konflikt der Bundesliga geht weiter, auch dass Hopp am Samstag seinen 85. Geburtstag feiert, dürfte die Fanatiker nicht umdenken lassen. So dürfte der Fokus bei dieser Partie am Samstag mal wieder wohk nicht nur auf dem Rasen liegen.



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